Massimiliano Adami

Ein schöner Rücken ...

 

BESIDE - unerwartete Fliesen nennt Massimiliano Adami seine - in Zusammenarbeit mit dem DesignTaleStudio - entwickelte Kollektion. Adami nimmt ganz gewöhnliche Fliesen, zerschneidet sie und konzentriert sich mit seiner Kreativität auf die Rückseite des Produktes. Das Mosaik, ein Gestaltungselement, das seine Wurzeln tief in den ältesten Formen der Dekorationstechniken hat, erfährt so eine aufregende Neuinterpretation.

Peter Reischer fragte für FiO Lookbook den Designer nach den Hintergründen seiner Arbeit.

 

Herr Adami, warum haben Sie den Namen BESIDE für die diese Kollektion gewählt?

BESIDE zeigt die zweite Seite, die Kehrseite der Medaille, sozusagen. Ich will dadurch mehr Aufmerksamkeit auf die optische Wahrnehmung von, eben auch einfachen Dingen, wie die Rückseiten von Fliesen lenken.

 

Welche Geschichte, welche Story erzählen Sie damit?

Es ist quasi eine Rehabilitation der Rückseite, der ‚schlechteren‘ Seite. Fliesen werden immer nur von vorne, von der ‚guten‘ Seite betrachtet.

Die technische Qualität der Rückseiten hat sich durch meine Bearbeitung in ihrem ästhetischen Wert verändert. Ich habe die Rückseiten mit hochwertigen Farbglasuren - wie sie normalerweise nur vorne verwendet werden - aufgewertet. Vorher sind die Reliefstrukturen noch mit Korund behandelt und geschliffen worden, um die Materialqualität zu erhöhen.

 

Auf Ihrer Webseite zeigen Sie Ihre eigenen Arbeiten - sehr reich und frei bemalte Objektkeramik. Warum haben Sie sich den Fliesen, speziell dem Mosaik zugewandt?

In all meinen Objekten folgt das Dekor streng der Projektidee, es steht nicht für sich alleine. Es ist das Resultat eines Produktionszyklus, der oft auch Recyclingmaterial verwendet. Das Produkt definiert sich aus dem Prozess, nicht aus der Entwurfszeichnung.

 

Wie verlief die Zusammenarbeit mit dem DesignTaleStudio?

Meine Arbeit ist ein Experiment. Ich schlage einer Firma vor, einmal zu beobachten, was geschieht, wenn das was sie üblicherweise machen - andersherum passiert: Die Ergebnisse sind unerwartet und andersartig. DTS ist ein Entwicklungs- und Forschungslabor für glasierte Feinsteinzeugfliesen. Wir haben zusammen verschiedenste Projekte entwickelt, einige waren nicht realisierbar aber alle waren faszinierend. 

Ich habe immer so gearbeitet, weil ich neugierig auf die Entwicklung bin. Die Arbeit der Designer konzentriert sich immer nur auf das Zeichnen, vielleicht ist dies nun ein neuer Aspekt, die nächste professionelle Herausforderung für die Zukunft.

 

Die Arbeit des ‚Dekorierens‘ Ihrer Objekte ist doch ganz verschieden, von der Möglichkeit des ‚Bemalens‘ einer Fliese, speziell eines Mosaiksteines. Sind das zwei Seiten Ihres Charakters als Künstler?

Ich versuche diese Charakteristiken auch an einem starren Objekt, wie der Fliese, beizubehalten. Indem ich eine große Fliese in kleine Stücke zerteilt habe, erhielt ich kleine Mosaiksteine, kleine Fliesen, von denen jede ein bestimmtes, einzigartiges Muster hatte, obwohl es Industrieprodukte sind.

 

Die Kleinheit eines Mosaiksteines verlangt doch nach einer sehr differierten Behandlung im Gegensatz zu Ihren künstlerischen Objekten. Wie handhaben Sie das?

Einzigartigkeit ist sicherlich ein künstlerischer Wert. Um nun diesen Wert Produkten aus einer Industrieproduktion zu geben - das ist eben die Herausforderung, die mich oft zu einem Prozess führt. Die einzelnen Steine eines Mosaiks können bedeutungslos sein, aber eine Farbe, eine Form, die sie zusammenfügt, kann eine Idee definieren. BESIDE zeigt diese Idee bereits in einer einzelnen Fliese, aber im Ganzen bekommt sie noch mehr Gewicht und definiert sich neu.

Die keramische Fliese, ein Material - zweidimensional par excellence - hat zwei Seiten wie eine Medaille. Und genau wie diese, ist die Rückseite oft eine Überraschung. In der gleichen Weise ist die B-Seite ein Protagonist einer ästhetischen Interpretation. Die eigentümliche, quadratisch gemusterte Textur wird zu einem grafischen Muster, das die Geometrie des Mosaiks neu mit den Farben und Dekoren der keramischen Glasuren interpretiert.

William Knaack