Sakrale Räume

Warum wir heute noch Kirchen bauen und brauchen

Parroquia de San Josemaría Escrivá, Mexiko-Stadt ©Tim Hursley

Parroquia de San Josemaría Escrivá, Mexiko-Stadt
©Tim Hursley

 In jeder Kultur gehören Sakralbauten zu den anspruchsvollsten Aufgaben der Architektur. Die Verbindung von Ästhetik und Spiritualität macht sie zu Gebäuden von gesellschaftlicher Relevanz. Kirchen sind Stein gewordener Glaube, mit Worten nicht fassbare Orte der Hoffnung und des Trostes. Früher waren sie auch im physischen Sinn Orte der Zuflucht. Es sind Topoi des Unfassbaren, selbst die kleinsten und unscheinbarsten Kirchen werden an Kirchenfeiertagen zu besonderen Stätten, an denen sich (wie große auch immer) Menschenmengen versammeln. Etwas schwingt in ihnen, dessen Einfluss sich auch die größten Agnostiker kaum zu entziehen vermögen. Ist es die Ehrfurcht vor den zum Himmel ragenden Türmen, vor diesem Ausdruck einer Macht? Ist es der Respekt vor dem vielen Gold und den Kostbarkeiten, die über Jahrhunderte angesammelt, zur Schau gestellt werden? Ist es die Stille, die Geborgenheit, die den Menschen zum Schweigen und Reflektieren bringt? Ist es die Abgeschlossenheit der Kirchenräume, die Möglichkeit des ,Sich Abgrenzens‘ von der materiellen Welt, die Meditation?
Eine Kirche heute zu entwerfen, bedeutet nicht nur den ästhetischen Aspekt und die offensichtlich religiöse Symbolik wie den Kirchturm zu berücksichtigen. Es bedeutet auch ein Herantasten an die mystischen Inhalte der jeweiligen Religion. Eine Kirche muss auch die Gefühle und Bedürfnisse der Menschen die sie benutzen werden, berücksichtigen. Sie soll eine lebendige, vitale Botschaft der Liturgie sein und sie sollte auch Geborgenheit vermitteln. 

Kirchen der heutigen Zeit

In Mexico City wurde vom Mexikanischen Architekten Javier Sordo Madaleno Bringas eine Kirche entworfen, die in ihrer sowohl äußeren wie auch inneren Anmutung eine Transparenz, ein bildlich gesprochenes ‚nach oben Streben‘ erkennen lässt. Wahrscheinlich ist es kein Zufall dass hier, wie auch in der Kirche von Heinz Tesar bei der Wiener Uno-City das Holz im Innenraum ein gewisses ‚sich Wohlfühlen‘ entstehen lässt. Im Gegensatz zu Mexiko, wo doch - durch die zum Himmel aufstrebende Form - ein Machtanspruch spürbar ist, sucht die Kirche von Tesar fast bildlich gesprochen die Nähe des Menschen: durch Maßstab, Material und auch durch bis zum Boden reichende, von außen einsehbare Öffnungen für zufällig vorbeikommende Passanten. 
 

Peter Reischer sprach mit Architekt Tesar über dessen Kirche in der Donaucity:

Was bewegt einen Architekten, sich mit dem Kirchenbau zu beschäftigen?

Das Bauwerk soll einen Charakter haben. Es soll eine Angemessenheit herauskommen, das ist natürlich ein vielschichtiger Begriff. Aber Charakter und Angemessenheit bedeutet eine ernsthafte Arbeit.
 

Kann man die Angemessenheit von der Sie sprechen, kontextbezogen verstehen? Zum Umraum, zur Zeit?

Auf jeden Fall! Eine Kirche im Jahr 2000 in einer Stadt, in der Donaucity ist etwas völlig anderes als eine Kirche der sechziger Jahre oder die ‚Kirche Am Steinhof‘ von Otto Wagner. Der Empfindungsraum muss zeitentsprechend sein.

Warum ist Ihre Kirche bei der Donaucity zeitgemäß?

Sie ist zeitgemäß wegen der Materialität in ihrem Umfeld. Sie ist nach außen nicht aufdringlich. Sie macht von außen neugierig. Man kann von außen in sie hineinsehen weil sie Fenster bis zum Boden hat. Weil sie nicht mit einem, sondern mit einer Vielzahl von Lichtern arbeitet, und zwischen den verschiedenen Lichtern differenziert. Weil sie innen nicht kalt ist, sondern das helle Holz eine angenehme Atmosphäre schafft. Weil sie nicht mit dem Absolutkontrast zwischen Außen und Innen spielt. Sie gibt den unterschiedlichsten Menschen unterschiedlichste Antworten.  

Das ist sicher das Wesentliche: Sie gibt den Menschen das, was sie suchen!

Sie antwortet jedem das, was er als Hintergrund hat und was er sucht.

Das tun schließlich alle Weltreligionen!

Ein weiteres Architekturbüro, das eine sehr feine, sensitive Herangehensweise an den Planungsprozess und auch an die Raumschaffung vornimmt, sind Lichtblau.Wagner Architekten aus Wien. Bei ihrer Kirche in Podersdorf/Burgenland kommt - das von auch Tesar erwähnte ‚Offensein‘ und ‚Antworten geben‘ - auf eine moderne, fast psychologische Art zum Tragen. 

Peter Reischer sprach mit ihnen über ihre Herangehensweise und die Schwierigkeiten der Basisdemokratie beim Planungsprozess.

Herr Architekt Lichtblau, mit welchen Voraussetzungen gehen Sie an den Bau einer Kirche heran?

Das ist europäische Kulturgeschichte.
 
Wie sollen wir auf diese Geschichte reagieren?

Man kann die sozialen Implikationen nicht aus dem baulichen Manifest ausblenden. Wenn wir Kirchen bauen, bauen wir ja für die gegenwärtigen Sozietäten die sich darin aufhalten werden. Es kann nicht nur eine Baubetrachtung sein, es muss immer auch einen Gesellschaftsbetrachtung sein. 

Was ist das Gesellschaftliche, das in unserer Zeit den Kirchenbau bestimmen könnte?

Eine große Ratlosigkeit derjenigen, die das als Bauherren betreiben sollten.

Was war der Grund, diese Glasscheibe mit den Schriftzügen darauf zu gestalten?

Diese Glasfläche war am Anfang mit einer Art Schleier versehen, unbestimmt, einfach eine Scheibe die zwei Baukörper zusammenhält. Für einen späteren Zeitpunkt sollte es die Aneignungsfläche der Gemeinde werden, über die sie sich definieren kann. Zu einem noch späteren Zeitpunkt ist dann das Schriftbild entstanden.

Für mich ist diese Fläche der Ort der Identität der Menschen dieser Gemeinde!

Genau das wollten wir: Die Menschen hätten auch Pflanzen setzen können, oder die Fläche anderweitig gestalten - letztendlich ist es dann zu dieser Schrift in einer goldenen Farbe gekommen, als ideales Ergebnis. Die Texte sind basisdemokratisch, problembezogene Aussagen. Das Gold hat auch eine Signalwirkung - das kann nur eine Kirche sein. Natürlich auch in einem ironischen Sinn, Gold ist ja die Hoheitsfarbe der Macht. 

Die Menschen haben in dieser Glasscheibe das gefunden, was in ihnen drinnen war. So gesehen gibt ihnen die Kirche in dieser Aneignungsfläche die Möglichkeit, sich zu artikulieren und sich zu identifizieren, einen Bezug zur Kirche zu finden.

Das ist auf der Metaebene völlig richtig, auf der Baustelle war es eher schwierig weil die Leute eine Dekoration wollten - das haben wir verweigert mit dem Hinweis, dass erst die Kirche durch die Benutzer vollständig und komplett wird, dass die Benutzer das Wichtige sind.

Kirchenbau in anderen Religionen

Andere Länder, andere Sitten - die etwa fünf bis acht Millionen Anhänger der weltweit verbreiteten Religion der Bahai leben heute vor allem in Indien, Afrika, Nord- und Südamerika. Die ursprünglich aus dem persischen Babismus hervorgegangene Universalreligion hat in ihrem Mittelpunkt den Glauben an einen transzendenten Gott, die mystische Einheit der Religionen und an die Einheit der Menschheit. Für sie ist das Licht die fundamentale Verbindungskraft des Universums. Der Bahai Tempel von Südamerika wurde von Hariri Pontarini Architects entworfen. Er verwendet einen durchscheinenden Stein und die neueste Glastechnologie um sowohl ein physisches wie auch ein spirituelles Leuchten in der Architektur zu vereinen und sichtbar zu machen. Während des Tages bestimmen die sanft gewellte Alabasterhaut und das Glas den äußeren Eindruck. In der Nacht dreht sich das Bild um – das gesamte Volumen strahlt ein warmes sanftes Glühen aus und das Innenleben ist durch das Glas sichtbar. Der Innenraum des Tempels – von seiner kreisförmigen Hülle umschlossen – ist ein Volumen, das vom präzise ausgearbeiteten Holzmaßwerk bestimmt ist. Dieses bietet durch seine warme Oberfläche, reich an Texturen und feiner Ornamentik, auch die ideale akustische Oberfläche für die Kultur, die im Inneren geboten wird. Die neun Flügel des Tempels falten sich - organisch geformt – wie eine Schutzhülle um ein Nest. Man könnte sie als sanft wallenden Dom interpretieren, der um eine leicht erhöhte Basis angeordnet ist. Die Basis des Tempels ist nahezu transparent, jeder seiner neun Flügel schwebt praktisch schon in den Himmel: Bewegung im Gegensatz zur Stille. Moscheen sind – anders als christliche Kirchen – keine Gotteshäuser, sondern multifunktionale Begegnungsstätten ohne einheitlichen Formenkanon. Einzig unverzichtbares Element für die Gläubigen ist die exakt nach Mekka ausgerichtete Gebetswand, die Qibla mit der Gebetsnische (Mihrab). Durch das gemeinschaftliche Gebet entsteht die Sakralität. Als Ort des Betens, Lernens und Lehrens paart die Eiserne Moschee in Putrajaya, Malaysia traditionsbewusste Religiosität mit zeitgemäßer Identität. Eigenständig in Formensprache und in funktionaler Ästhetik gilt sie schon heute als Meisterwerk zwischen Nostalgie und Moderne.
 

Die Zukunft der Kirchen

In unseren Breiten werden bestehende Kirchen zunehmend zum Ballast, sie werden umgewidmet und für weltliche Nutzungen verändert. Oder an andere Religionsgemeinschaften, die offenbar noch mehr Finanzmittel haben, verkauft. In Wien soll die Kirche Neulerchenfeld an die serbisch-orthodoxe Glaubensgemeinschaft verkauft werden. Die Neuapostolische Kirche Süddeutschlands hat seit 2001 sechzig Kirchen und Kapellen verkauft. 

Mit dem Jesuitenpater Gernot Wisser SJ, der Architektur in Wien studiert hat, sprach ich über das Problem:

Die Kirche ist ja eigentlich ein geweihter Raum. Wie stehen Sie zur Umwidmung und Neunutzung solcher Räume, z. Bsp. als Wohnraum oder Kulturzentrum (das passiert ja zum Beispiel in Holland sehr häufig)?

Als Architekt sage ich, selbstverständlich muss eine Umnutzung möglich sein, sie hat es auch immer gegeben. Wenn es eine gute Architektur ist, ist allerdings eine andere Nutzung gar nicht so einfach. Mehrzweckgebäude sind bekanntlich für Alles und Nichts geeignet. 

Wie sehen Sie das aus kirchlicher Sicht?

Da tut es mit auf der einen Seite leid, wenn die Kirche nicht mehr genützt wird, weil es nicht mehr genug Gläubige gibt, wenn kein Bedarf mehr vorhanden ist - aber so spielt ganz einfach das Leben. Die Ruprechtskirche in Wien war in den Napoleonischen Kriegen einmal ein Pferdestall. Natürlich ist dann so eine Kirche nicht mehr als ein heiliger Raum zu sehen.

Ist es überhaupt noch notwendig, neue Kirchen zu bauen?

Zum Teil - ja! Wir wissen dass es in Rom, in der Ewigen Stadt, im innerstädtischen Bereich viel zu viele Kirchen, die auch zum Teil leerstehen, gibt. Auf der anderen Seite ist es notwendig in den neuen Wohnsiedlungen Kirchen zu bauen, weil man bei uns davon ausgeht, dass die Kirche ein ,Nahversorger‘ ist. 
 

Das heißt, Sie sehen den Bau von Kirchen im Zusammenhang mit der architektonisch, urbanen Entwicklung von Städten?

Genau, sie sind ,Nahversorger‘, wie es eben andere auch gibt. Sie versorgt die Menschen mit Spirituellem, damit ihr Leben besser gelingt.

Dass im innerstädtischen Bereich dann Kirchen leer stehen, ist ein ganz normales städtebauliches Problem. 
 

Eine Kirche ist doch nicht nur ein Objekt. Sie verkörpert etwas Bestimmtes, was ist das Andere, das eine Kirche ausmacht? Die Funktion der Kirche kann es doch nicht allein sein.

Der Raum soll - wie jeder architektonische Raum - helfen die Funktion zu erfüllen. Er hat die Funktion, Andacht, die Begegnung mit Gott zu fördern. 

Da sind wir aber immer noch bei der Funktion? Kann eine Funktion die Begegnung mit Gott fördern?

Sie kann sie nur unterstützen, die Begegnungsfähigkeit selbst muss der Mensch haben. Ich kann durch Beruhigung die Konzentration fördern oder durch Unruhe die Zerstreuung, die Verweltlichung herbeiführen. Die Architektur macht nicht ,Leben‘. Leben muss immer der Benutzer. 

 
Kunst und Kirchenraum

Ein wichtiger Teil des Sakralen, des Kirchenraumes und des Kirchenbaus war und ist immer die Kunst. In der Antike sollte die Kunst zur Freude, zur Erhöhung der Götter dienen und in der römisch-katholischen Kirche, „vom Wesen her auf die unendliche Schönheit Gottes gerichtet sein“ (2. Vatikanisches Konzil). 

Mit Pater Gustav Schörghofer SJ Künstlerseelsorger der Wiener Jesuiten, führte ich über dieses Thema folgendes Gespräch.

In der Jesuitenkirche war und sind ja oft zeitgenössische Kunst, künstlerische Installationen zu sehen. Wie stehen Sie zu moderner Kunst im sakralen Raum?

Ich denke, dass der Innenraum der Kirche wie ein atmender Raum sein muss. Er empfängt von außen, verwandelt und gibt wieder nach außen weiter. Da spielen viele Faktoren eine Rolle, ein ganz wichtiger ist eben (traditionell) die Kunst, die Bildende, die Musik, das Wort. Ich selbst bin auf das weite Feld der bildenden Kunst spezialisiert. 

Das Christentum kennt in dem Sinn die Trennung zwischen sakral und profan nicht mehr. 
 

Wie verbindet heute die Kirche Kunst mit sakralem Raum?

Der Angelpunkt ist das Wort ‚Schönheit‘, auch in den Äußerungen der Päpste. Das kommt wohl aus dem theologischen Denken. Es lässt sich aber - so wie es in den Dokumenten steht - auf die zeitgenössische Kunst nicht so recht anwenden. Im 20sten Jahrhundert ist ja auch ein ganz neuer Schönheitsbegriff entstanden. Man hat Schönheit in den unscheinbaren, auch in den hässlichen Dingen entdecken gelernt.

„Schönheit liegt im Auge des Betrachters“ sagt der kleine Prinz von Saint-Exupèry.

Das spielt natürlich eine große Rolle. Der Betrachter ist als Mitschöpfer ganz entscheidend. Das ist eine Wechselwirkung.

Und wenn diese weiterführende, didaktische Wirkung nicht vorhanden ist, hat dann die Kunst oder der Künstler versagt?

Nicht unbedingt - dann haben die, die vermitteln sollten versagt! Man kann das Verständnis dafür schulen, das dauert zwar lange, aber es geht. Hier in der Jesuitenkirche ist es fast schon eine Art Gewohnheit, dass es zeitgenössische Kunst gibt. Es ist eine Aufgabe der Kirche, zwischen den Künstlern, den Werken und dem Betrachter zu vermitteln - im Raum der Kirche. 
 

In der Nachkriegszeit, um das zweite Vatikanische Konzil herum haben in Österreich Persönlichkeiten wie Kardinal König, Franz Jachym und Otto Maurer sehr viel unternommen, um Kunst im Zusammenhang mit Religion zu fördern. Sollte nicht die katholische Kirche diese Tradition der Kunstförderung im sakralen Raum wieder aufnehmen?

Das passiert ja ohnehin. Es hängt und hing immer von einzelnen Personen ab. Es war nie eine quasi ‚liturgische Bewegung‘.

Die Kirche hat einen hohen spirituellen Anspruch. Können die Architekten, kann die Architektur da noch mithalten?

Wenn man nicht weiß, was Spiritualität ist - wird man sie auch nie finden. Sie kommt ja nicht rosarot mit Flügerln daher. 

Beim Kirchenbau ist das eine Frage der Qualität. Eine mittelmäßige barocke Kirche war auch schön, eine mittelmäßige moderne Kirche ist zum Erbarmen. Das Problem ist, dass von der Kirchenseite die guten Bauherrn fehlen. 

Die meisten Architekten sind nicht unbedingt konfessionelle Gläubige mit einem lebendigen Bezug zu einer Kirchengemeinde. Das heißt aber nicht, dass sie keinen Zugang zum geistigen, mystischen, zum spirituellen Bereich haben. Le Corbusier zum Beispiel - den man bei der Einweihung fragte, ob er überhaupt religiös sei - antwortete: „Manche Dinge sind heilig, manche sind es nicht“.

Schlussbetrachtung

Die Bilder und Vorstellungen alter Kirchen und Dome sind im Menschen wie Archetypen im Bewusstsein verankert: Der hohe Raum, die Bögen der Architektur, verputzte weiße Wände, Steinquader, Säulen, einfach Spuren der Zeit, des Gebrauches. Egal ob es sich um gotische oder barocke Bauten mit Prunk und Gold oder um eine schlichte romanische Kapelle handelt, in diesen Räumen schwingt etwas, das zu Transzendenz führt. Wenn nun in unserer Zeit auf einmal, ein ‚neues architektonisches Bild‘ der Kirche auftaucht - so stößt das bei vielen auf Unverständnis. In China legen die Gläubigen größten Wert darauf, dass eine katholische Kirche traditionell wie eine (neu)gotische Kirche ausschaut. Zeitgemäße, moderne oder auch traditionelle Gestaltungen kommen dort nicht in Frage. Kirchenbau durch moderne Architekten ist wahrscheinlich eine Frage des Formates. n diesem Sinne ist die Kirche gut beraten, sich nicht auf den Jahrmarkt der Eitelkeiten und des Wettbewerbes der Bilder zu begeben. Bescheidenheit, Zurückhaltung und Demut sind in der heutigen Zeit Werte, die sich - ohne moralisierend zu wirken - immer noch lohnen. Zuviel zu wollen, bringt immer einen Verlust an Bodenhaftung mit sich und für den, der sich ganz oben wähnt - einen Kontrollverlust über die (eigene) Realität. Auf der ganzen Welt werden täglich Kirchen zerstört und geplündert, Heiligtümer verschiedenster Religionen verwüstet  - die Welt schaut weg. Glauben heißt aber Stellung zu beziehen, zu handeln. Glauben heißt nicht, es den anderen zu überlassen und zu einer Sammlung von Wahrheiten wohlmeinend zu nicken, glauben heißt diesem Inhalt einen Raum zu geben. Einen Raum der Zuflucht, der Geborgenheit, einen Raum zum Gespräch mit Gott. Genau aus diesem Grund brauchen wir Kirchen und deswegen werden auch heute noch Kirchen gebaut.

                                                       

William Knaack